Einleitung: Was ist das Virus der Borna’schen Krankheit?
Das Virus der Borna’schen Krankheit (BoDV-1) ist ein seltenes, aber gefährliches RNA-Virus, das vor allem das zentrale Nervensystem befällt. Ursprünglich wurde es bei Pferden und Schafen in der Region um die Stadt Borna in Sachsen entdeckt, wo es im 19. Jahrhundert tödliche Epidemien auslöste. Heute weiß man, dass das Virus nicht nur Tiere, sondern in seltenen Fällen auch Menschen infizieren kann.
Für Tierhalter, Mediziner und alle gesundheitsbewussten Menschen ist es wichtig, die Hintergründe dieses Erregers zu kennen. In diesem Beitrag beleuchten wir ausführlich, was das Virus der Borna’schen Krankheit ausmacht, wie es übertragen wird, welche Symptome auftreten und welche Schutzmaßnahmen möglich sind.
Geschichte und Herkunft des Virus
Der Name des Virus der Borna’schen Krankheit geht zurück auf eine große Pferdeseuche im Jahr 1885 in der Nähe von Borna. Schon damals zeigte sich, dass die Erkrankung durch eine Entzündung des Gehirns und der Nervenbahnen gekennzeichnet ist. Erst in den 1990er-Jahren konnte der Erreger als eigenständiges RNA-Virus klassifiziert werden.
Heute zählt BoDV-1 zur Familie der Bornaviridae und gilt als einzigartig, da es im Zellkern repliziert – ein ungewöhnliches Verhalten für ein RNA-Virus.
Verbreitung und Reservoir-Wirte
Das Virus ist vor allem in Zentral- und Süddeutschland, Teilen der Schweiz, Liechtensteins und Österreichs verbreitet. Als Hauptreservoir gilt die Weißzahnspitzmaus (Crocidura leucodon). Diese Tiere tragen das Virus, ohne selbst zu erkranken, und scheiden es über Speichel, Urin und Kot aus.
Haustiere wie Pferde, Schafe oder Katzen sind sogenannte Fehlwirte. Auch beim Menschen treten nur selten Infektionen auf, meist mit schweren bis tödlichen Verläufen.
Übertragungswege: Wie infiziert man sich?
Die genauen Übertragungswege sind bis heute nicht vollständig geklärt. Vermutlich erfolgt die Infektion über:
Kontakt mit Sekreten oder Exkrementen infizierter Spitzmäuse
Verunreinigtes Futter oder Wasser
Direkten Kontakt zu erkrankten Tieren
Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung konnte bislang nicht nachgewiesen werden.
Symptome bei Tieren
Bei Pferden und Schafen beginnt die Erkrankung oft unspezifisch mit:
Fieber
Appetitlosigkeit
Veränderungen im Verhalten
Im weiteren Verlauf zeigen sich neurologische Symptome:
Gangunsicherheit, Taumeln
Lähmungserscheinungen
Schluckstörungen
Bewusstseinsstörungen bis zum Koma
Die Sterblichkeitsrate ist hoch, und überlebende Tiere bleiben oft dauerhaft neurologisch geschädigt.
Symptome beim Menschen
Infektionen mit dem Virus der Borna’schen Krankheit sind selten, aber fast immer schwerwiegend. Typische Anzeichen sind:
Fieber und Kopfschmerzen
Bewusstseinsstörungen
Sprach- und Bewegungsstörungen
Krampfanfälle
Rasch fortschreitende Enzephalitis
In den meisten Fällen endet die Infektion beim Menschen tödlich. Nur wenige Betroffene überleben, häufig mit schweren bleibenden Schäden.
Diagnoseverfahren
Die Diagnose ist komplex und erfordert spezialisierte Labore. Zu den wichtigsten Verfahren gehören:
RT-PCR: Nachweis von viraler RNA in Gewebe oder Flüssigkeiten
Serologische Tests: Nachweis von Antikörpern gegen BoDV-1
Histopathologie: Untersuchung des Gehirns bei verstorbenen Patienten
Besonders in Deutschland wird die Krankheit seit 2018 stärker überwacht, nachdem mehrere menschliche Fälle diagnostiziert wurden.
Therapie und Behandlungsmöglichkeiten
Leider gibt es keine zugelassene spezifische Therapie gegen das Virus der Borna’schen Krankheit. Bisherige Ansätze umfassen:
Ribavirin und Favipiravir: zeigten in Laborversuchen Wirksamkeit, aber nur begrenzte klinische Daten liegen vor.
Symptomatische Behandlung: Kontrolle von Krampfanfällen, Reduktion von Hirndruck, intensivmedizinische Betreuung.
Die Prognose bleibt jedoch schlecht, vor allem bei Menschen.
Vorbeugung und Schutzmaßnahmen
Da es weder Impfstoffe noch sichere Medikamente gibt, ist Prävention entscheidend:
Kontakt mit Wildspitzmäusen und ihren Ausscheidungen vermeiden
Haustiere in Endemiegebieten schützen (z. B. keine Katzen unbeaufsichtigt jagen lassen)
Hygiene im Stall- und Futterbereich streng einhalten
Bei unklaren Fällen von Enzephalitis sofort an BoDV-1 denken
Aktuelle Forschung und Kontroversen
In den 1990er-Jahren wurde kontrovers diskutiert, ob das Virus der Borna’schen Krankheit eine Rolle bei psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depression spielt. Aktuelle Studien konnten diesen Zusammenhang jedoch nicht bestätigen.
Heute konzentriert sich die Forschung auf:
Bessere Diagnostik für Patienten mit Enzephalitis unbekannter Ursache
Entwicklung antiviraler Medikamente
Ökologische Studien zur Rolle der Spitzmaus als Reservoir
Bedeutung für die öffentliche Gesundheit
BoDV-1 gilt heute als emerging infectious disease mit hoher Relevanz in Mitteleuropa. Zwar sind menschliche Infektionen selten, aber durch die fast immer tödlichen Verläufe stellt das Virus eine ernsthafte Bedrohung dar.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Organtransplantationen: 2018 kam es in Deutschland zu mehreren Todesfällen, nachdem Organe eines infizierten Spenders übertragen wurden.
Fazit: Virus der Borna’schen Krankheit
Das Virus der Borna’schen Krankheit ist ein hochgefährlicher Erreger, der vor allem Tiere, aber auch Menschen befallen kann. Obwohl die Infektion selten ist, verlaufen die Fälle fast immer tödlich.
Da es weder wirksame Medikamente noch Impfstoffe gibt, liegt der Schwerpunkt auf Aufklärung und Prävention. Vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz sollten Tierhalter, Ärzte und Behörden das Risiko ernst nehmen.
FAQ zum Virus der Borna’schen Krankheit
1. Kann man sich von Mensch zu Mensch anstecken?
- Nein, eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nicht nachgewiesen.
2. Gibt es eine Heilung für Borna-Virus-Erkrankungen?
- Derzeit gibt es keine zugelassene spezifische Therapie. Behandlungen sind rein unterstützend.
3. Welche Tiere sind am häufigsten betroffen?
- Vor allem Pferde, Schafe und Katzen erkranken, Menschen sind nur selten betroffen.
4. Ist das Virus weltweit verbreitet?
- Nein, es ist vor allem in Mitteleuropa endemisch.
5. Gibt es eine Impfung gegen das Virus der Borna’schen Krankheit?
- Bisher existiert kein Impfstoff.
